Das systemisch-holistische Denken – Essenz des
Paradigmenwechsels
Are Waerland, 1876 bis 1955, war ein Pionier des
Wassermann-Zeitalters. Das Fische-Zeitalter ging zu seiner Zeit in eine Phase
über, wo es unter dem Motto des „Fortschritts“ erste Früchte zeigte, wo sich
die Tendenzen des Bestrebens der westlichen Zivilisation herauskristallisierten
und ihre gefährlichen Seiten offenbar wurden. In bewusster Auseinandersetzung
hat Are Waerland einen Gegenentwurf erschaffen. Sein Buchtitel „Der Weg zu
einer neuen Menschheit“ ist deshalb keineswegs übertrieben. Are Waerland darf
mit Fug und Recht als ein Pionier dieser Erneuerung bezeichnet werden.
Eine Erneuerung der Menschheit geht über die Erneuerung des einzelnen Menschen.
Diese Erneuerung durften viele Waerland-Anhänger erleben, die durch seine
Lehren aus einem jahrzehntelangen Krankheitselend herausfanden und zu ganz
neuen Menschen wurden. Das Wassermann-Zeitalter kommt nicht „über uns“, sondern
es kommt „aus uns heraus“, aus jedem einzelnen Menschen!
Die Welt in Ordnung bringen
Ein kleiner Junge kam zu seinem Vater und wollte mit ihm spielen. Der aber
hatte keine Zeit für den Jungen und auch keine Lust zum Spiel. Also überlegte
er, womit er den Knaben beschäftigen könnte.Er fand in einer
Zeitschrift eine komplizierte und detailreiche Abbildung der Erde. Dieses Bild
riss er aus und zerschnipselte es dann in viele kleine Teile. Das gab er dem
Jungen und dachte, dass der nun mit diesem schwierigen Puzzle wohl eine ganze
Zeit beschäftigt sei.
Der Junge zog sich in eine Ecke zurück und begann mit dem Puzzle. Nach
wenigen Minuten kam er zum Vater und zeigte ihm das fertig zusammengesetzte
Bild.Der Vater konnte es kaum glauben und fragte seinen Sohn, wie er
das geschafft habe.
Das Kind sagte: "Ach, auf der Rückseite war ein Mensch abgebildet. Den
habe ich richtig zusammengesetzt. Und als der Mensch in Ordnung war, war es
auch die Welt."
Quelle unbekannt
Eine neue Vision der Menschheit entsteht aus einer neuen Vision des Menschen.
Das Merkmal dieser neuen Vision ist es, dass sie den Menschen ganzheitlich
sieht, dass sie die fehlenden Anteile integriert. Das Sezieren, das Zerlegen
ist das Kennzeichnende des alten Denkens.
Durch das analytisch-sezierende Denken hat die Medizin viele erstaunliche
Leistungen erbracht. In dieser Denkweise wird nicht nur die Ganzheit von
Körper, Geist und Seele aufgebrochen und der Körper von Geist und Seele
getrennt betrachtet, sondern auch die Ganzheit des Körpers aufgebrochen und
jedes Organ getrennt betrachtet. Bei vielen dieser erstaunlichen Leistungen
machte man die Erfahrung, dass die Anhebung der Lebensqualität der Patienten
weit hinter der Sensation der Entdeckung zurückblieb. Nebenwirkungen und
zurückkehrende Erkrankungen zeigten auf, wie oberflächlich die Erfolge oft
waren.
Darüber hinaus blieben die am meisten verbreiteten Leiden „unheilbar“ und
breiteten sich ungemindert weiter aus:
Bluthochdruck, Herzinfarkt, Arthrose, Rheuma, Diabetes, Krebs…
Die gängige Schulmedizin führt an, dass sie noch Zeit zum Weiterforschen
brauche.
Seitdem forscht man und forscht und forscht und forscht…
Muss der Goldgräber noch tiefer graben – oder sollte er einfach mal an einer
anderen Stelle graben? Ein Stellungswechsel bringt einen Sichtwechsel mit sich.
Ein Paradigmenwechsel ist nur möglich, wenn man bereit ist, die alten
Positionen einmal aufzugeben.
Are Waerland hat das Gegenmodell der schulmedizinischen Sichtweise so
formuliert:
Man heilt niemals eine Krankheit, man heilt einen kranken Körper.
Ebba Waerland schreibt über den ganzheitlichen Ansatz von Are Waerland:
Er ist keinesfalls der einzige, der ein Ernährungssystem geschaffen hat. Aber
keiner hat, wie er, ein vollwertiges Ernährungs- und Lebensführungssystem mit
der geistigen Entwicklung des Menschen zu einer unteilbaren Einheit – zur
Ganzheit – verschmolzen. Für Are Waerland war die gesunde, vollwertige
Naturkost das erste Glied einer unendlichen Entwicklungskette zu körperlicher
und geistiger Gesundheit und zu gesteigerter Hellhörigkeit für die Gesetze der
Natur und für die ewigen Kräfte, die das Universum steuern.
in Are Waerland, „Die große Lebensharmonie“, Humata Verlag, S.10
Die alten Positionen der Schulmedizin hat er so beschrieben:
Gegen die Erklärung der Schulmedizin über die Entstehung unserer Krankheiten
erhebe ich vor allem den Vorwurf, dass sie den Menschen als Einzelwesen
betrachtet. Sie nimmt ihn dabei nicht nur aus seinem ursprünglichen
Lebensmilieu und der Umgebung, in der er sein Leben verbringt, sondern auch aus
dem Zusammenhang mit der Natur und dem Weltall heraus. Unsere Erde mit allem,
was sich auf ihr findet, ist aber dessen unabtrennbarer Teil. Ebenso ist der
Mensch in seiner ganzen Wesensart auf den Kosmos abgestimmt.Die Betrachtungsweise
der Schulmedizin hängt mit der Denkungsart unserer Zeit zusammen, deren
grundlegende Tendenz darin besteht, alles zu analysieren, d.h. alles, worauf
sich ihr Interesse richtet, in Teile zu zergliedern. Die Folge davon ist, dass
der Mensch selbst als unabhängiges Wesen gilt und dass seine verschiedenen
Organe und alle Vorgänge im menschlichen Körper ebenfalls als mehr oder weniger
unabhängige, voneinander getrennte Teile betrachtet werden. Mit anderen Worten,
diese Denkungsart hat die „Ganzheitsschau“ eingebüßt, geht in der Betrachtung
von Einzelteilen unter und ist daher nicht imstande, „den Wald vor lauter
Bäumen zu sehen“. Das musste zu Fehlschlüssen über die Krankheiten und ihre
Entstehung führen.
Are Waerland, „Nie mehr Rheuma“,Humata Verlag, Sn. 5-6
Die Denkungsart unserer Zeit ist das Trennende. Unser Leben trennen wir
ab von der Ewigkeit, indem wir der Frage ausweichen, was vor der Geburt war und
was nach dem Tod kommt. Ein Sinn dieses Erdenlebens kann aber immer nur etwas
sein, was über es hinausweist. Deshalb haben die Lebensmodelle, die den Sinn in
das Vergänglich-Irdische selbst hinein verlegen alle etwas von einem
Selbstbetrug, der nur sehr befristet aufrechterhalten werden kann. So erschöpft
sich „der Sinn des Lebens“ sehr oft bereits vor dessen Ablauf. Nur in einer
Perspektive, die dieses Leben einbettet in einen großen Zyklus der
Inkarnationen, und die diesen Inkarnations-Zyklus einbettet in das große
kosmische Schöpfungsgeschehen erschließt sich der wahre Sinn des Lebens.
Unser Arbeitsleben trennen wir von unserem Privatleben, so dass der
Idealanspruch an den Arbeitnehmer bedeutet, ein Zombie zu sein, eine Maschine,
die sich weder um Kinder kümmern muss noch Launen hat. Diesem Menschenbild
fehlt nur leider das Schöpferische, so dass letztlich auch in der Arbeit diese
Komponente fehlt. Der Arbeitnehmer selber trennt als Angestellter die Firma von
seiner privaten Identität ab, so dass er oft innerlich nicht in der Lage ist,
in der Arbeit echte Mitverantwortung zu übernehmen. So zeigt es sich, dass ohne
eine ganzheitliche Herangehensweise auch jeder einzelne Bereich nicht zu seiner
vollen Blüte gelangen kann.
Im modernen Ideal von Erfolg, das persönliche Stellung und persönlichen
Reichtum in den Mittelpunkt stellt, kommt der Mitmensch nicht vor. So ist es
kein Wunder, dass dieses Ideal in eine krankmachende Vereinzelung führt. Nur
ein Ideal von Erfolg, das die fruchtbare Entfaltung von Nutzwirkungen in den
Mittelpunkt stellt, also das Dienen für andere, kann auch die gesunde
Gemeinschaftsentfaltung beinhalten.
Der moderne Mensch trennt und spaltet auch in seinem modernen Wirtschaftsleben.
Aluminium und Uran sind Stoffe, die in der Natur nicht isoliert vorkommen. Sie
zu isolieren ist ein hoch energieaufwendiger Vorgang, der Unmengen von
hochgiftigen Schlacken zurücklässt.
Aluminium ist ein Element, für das ein lebender Organismus keine Verwendung
hat. Das ist sehr selten, denn so gut wie alle Elemente werden in lebenden
Organismen für irgendetwas benötigt. – Aluminium nicht, was ein klarer Hinweis
darauf ist, dass es in der Natur nicht isoliert vorkommt.
Uran wird verwendet für die Energiegewinnung durch die Spaltung des Atomkerns.
Hieraus entstehen wieder weitere Probleme.
Die Wirtschaft und die Wissenschaft bemühen sich, die Probleme der hochgiftigen
Schlacken und des Strahlungsmülls in den Griff zu bekommen. Sie finden jedoch
keine wirklichen Lösungen.
Auch hier wieder die Frage an den Goldsucher: Wie lange willst du noch an der
falschen Stelle graben? Natürlich kann es gar keine Lösung für diese Probleme
geben, weil eben das Prinzip der Spaltung zerstörerisch ist und ein Arbeiten
gegen die Natur. Der moderne Mensch arbeitet gegen die Natur, weil er sich in
seiner Sichtweise von der Natur abspaltet.
Nur in einer ganzheitlichen Sichtweise – der Mensch als Teil der Natur – kann
der Mensch die Geschenke der Natur begreifen und richtig nutzen. Natürlich kann
der Mensch sich dabei die Elemente der Natur zunutze machen, indem er sie
trennt, indem er zum Beispiel Metalle aus Erzen gewinnt. Die Grenzen sind ihm
aber da gesetzt, wo er die natürlichen Kreisläufe der Natur unterbricht und
sein Wirtschaften von ihnen abkoppelt, wie in den Beispielen Aluminium und Uran
und Atomkern-Spaltung beschrieben. Der Mensch, der die von der Natur gesetzten
Regeln und Grenzen nicht akzeptiert, stellt sich über die Natur. Die Grenzen
sind ganz klar da, wo er durch Spaltung „Abfälle“ erzeugt, die nicht mehr in
die Kreisläufe der Natur zurückgeführt werden können. In der Natur gibt es
keine „Abfälle“, da in ihren Kreisläufen für alles Verwendung ist. Die
entsprechenden Folgen sind in der Summe keine Vermehrung des Wohlstands,
sondern eine Vermehrung des Elends.
In einem abgekoppelten Erfolgs-Ideal des persönlichen Reichtums mag das
kurzfristig keine Rolle spielen, weil die Folgen der Umweltverschmutzung
zunächst meistens die Armen zu tragen haben. Fügt man aber den abgespaltenen
Ich-Menschen wieder ein in die Zusammenhänge eines kosmischen Ausgleichs, so
wird klar, dass langfristig jeder selbst die Folgen seiner Handlungen zu tragen
hat. Die Gesetze des Karma hören sich nur für den Menschen lächerlich an, der
sich in seinem Denken von einer über ihm stehenden Ordnung abspaltet. Eine
solche Abspaltung ist nur eine flüchtige Seifenblase. Genauso flüchtig ist dann
natürlich auch der innerhalb einer solchen Seifenblase errungene „Erfolg“.
Echter Lebenserfolg ist ganzheitlich. Er bedeutet das Vollbringen einer
Nutzwirkung für Mensch und Natur. Der gewünschte Effekt des Erfolgs, nämlich
der persönliche Wohlstand, ist langfristig und nachhaltig (auch über dieses
irdische Leben hinaus) nur zu erzielen, wenn der Erfolg auch eine Hebung des
Wohlstands anderer Wesen beinhaltet.
Hierbei produziert die abspaltende Weltsicht eine gefährliche Denkfalle: die
Idee des Opfers. Die Idee des Opfers macht nur Sinn in einer abspaltenden
Weltsicht. Die holistische Weltsicht kennt kein „Opfer“, sie kennt den Begriff
der Synergie, der „win-win-Situation“. In der holistischen Weltsicht ist immer
der Vorteil des einen auch der Vorteil des anderen, sowie der Nachteil des
einen auch der Nachteil des anderen. In der abspaltenden Weltsicht aber werden
die Vorteile der einen erkauft durch die Nachteile der anderen. Wer ein Auto
mit Aluminiumteilen haben will, der muss nun einmal akzeptieren, dass es in anderen
Teilen der Welt hochgiftige Halden mit Bauxit-Schlacke gibt, die die Natur und
die Einheimischen vergiften. Wer Strom aus Kernenergie haben will, der muss nun
einmal akzeptieren, dass dabei Atommüll entsteht. Ein extremer Auswuchs dieser
Weltsicht der Abspaltung ist die Idee, den Atommüll ins Weltall zu schießen.
Vielleicht vermag es ja die Wissenschaft und die Wirtschaft einmal, das in
großem Stil zu vollbringen. Wenn wir das anstreben, vergeuden wir aber unsere
Energie in einer falschen Richtung. Weil die Weltsicht der Abspaltung falsch
ist. Sie wird es niemals vermögen, den Wohlstand nachhaltig zu vermehren, weil
das Universum eine Einheit ist. Echter Wohlstand erwächst nur mit dieser
Einheit, nicht gegen sie.
Kommen wir zurück zum Thema Gesundheit. In der abspaltenden Weltsicht muss eben
das Wohl der Tiere geopfert werden für die Ernährung der Menschen und für die
Entwicklung von Medizin. Dass aus diesem Ansatz keine Gesundheit entsteht,
sondern die oben angeführten angeblich „unheilbaren“ Zivilisationskrankheiten,
zeigt sich heute in den Industrienationen überdeutlich. In den Schwellenländern
wie China und Indien steigen die Zivilisationskrankheiten in dem Maße an, wie
sich diese abspaltende Weltsicht verbreitet. Das angeblich „wissenschaftliche“ medizinische
Denken verlangt für die Erhärtung einer These klinische Studien. Aber die
Studien, die uns das wirkliche Leben mit Millionenzahlen vor Augen führt, die
ignoriert es.
In der heutigen Zeit gibt es immer mehr Menschen, die sich
durch Ernährungsumstellung heilen von den „unheilbaren“ Krankheiten
Bluthochdruck, Herzinfarkt, Arthrose, Rheuma, Diabetes und Krebs.
Die schulmedizinische „Wissenschaft“ bezeichnet diese Krankheiten weiterhin als
unheilbar. Es ist ihr nicht anzulasten. Denn die schulmedizinische
„Wissenschaft“ arbeitet vollkommen korrekt innerhalb des ihr vorgegebenen
Paradigmas der abspaltenden Weltsicht. Innerhalb dieses Paradigmas können
solche Erfolge nur als „Zufallserscheinungen“ oder sogar als Betrug und
Scharlatanerie abgetan werden. Denn eine Gesetzmäßigkeit für diese Erfolge kann
innerhalb dieses Paradigmas nicht gefunden werden.
Dennoch gibt es diese Erfolge und können auch mit gesetzmäßiger Sicherheit
wiederholt werden. Die Gesetzmäßigkeit dieser Erfolge liegt jedoch in einem
Paradigmenwechsel. Derjenige, der seine Ernährung umstellt hin zu einer
vegetarischen Gesundkost, verabschiedet sich von dem Paradigma, das Wohl eines
Lebewesens müsste durch das Leid eines anderen erkauft werden. Er hat am
eigenen Leib gelernt, dass aus Elend immer wieder nur Elend hervorgeht und dass
nur eine Hinwendung zum Heil aller Lebewesen und der Natur zur eigenen
Gesundheit führt.
Bleiben wir noch beim Thema Heilung. Ein Vorwurf der schulmedizinischen
Wissenschaft an die Homöopathie lautet, dass ihre Erfolge auf Placebo-Effekten
beruhen, die dem Verabreichungs-Kontext geschuldet sind: Der Homöopath spricht
mehr mit dem Patienten, er gibt ihm ein Gefühl der Umsorgung, er konstruiert
eine logisch klingende Erklärung für die Wahl des Heilmittels. Zu einer solchen
logischen Erklärung fühlt sich der Schulmediziner nicht veranlasst, da ja nach
seiner Weltsicht es allein die chemische Wirkung einer Arznei sein soll, die
die Heilung bringt. Nun könnte man ja dem Schulmediziner vorhalten, dass es ja
letztlich egal sei, woher die Heilung kommt. Denn wenn nicht die Heilung des
Patienten im Mittelpunkt steht, was dann? Die Argumentation der Schulmedizin
zielt aber darauf, dass dem Patienten etwas vorenthalten werde: Die
nachweisbare chemische Nutzwirkung, nach der er wegen den Versprechungen der
Homöopathie nicht mehr sucht. So gebe es unter der homöopathischen Behandlung
auch Todesfälle, die ihre Gefährlichkeit belegen würden.
An diesem Beispiel zeigt sich, wie die abspaltende Weltsicht den Menschen in
eine unredliche Denkweise hineinführt, die es nicht vermag, zwei
Herangehensweisen wertfrei abzuwägen. Denn eine vorurteilsfreie
Herangehensweise muss bemerken, dass es unter der schulmedizinischen Behandlung
weit mehr Todesfälle gibt. Die stillschweigende Voraussetzung, bei den
Verstorbenen unter schulmedizinischer Behandlung habe man ja „alles versucht“
und bei den Verstorbenen unter homöopathischer Behandlung habe man ja die
wichtige schulmedizinische Komponente „unterlassen“, wertet ja von vornherein,
ist also keine wissenschaftlich redliche Denkweise. Die Vorwegnahme des
Ergebnisses, die man homöopathischen Studien anlastet, ist also genau die
Herangehensweise des Schulmediziners. Auch das Argument, man habe bei dem
offensichtlichen Placebo-Effekt die Einbeziehung der chemischen Nutzwirkung
unterlassen, wertet von vornherein. Wenn man wertfrei abwägt, ist es ein
Bumerang, denn umgekehrt wird bei der Anwendung der chemischen Nutzwirkung ja
meistens auch der anerkannt positive Placebo-Effekt durch den Verabreichungs-Kontext
„unterlassen“.
Unabhängig also davon, dass der dogmatische Schulmediziner die Wirkungsweise
der Homöopathie als Informationsmedizin nicht begreifen kann, offenbart sich in
seiner Argumentation die geistige Gefangenschaft in der Einseitigkeit, die durch
eine abspaltende Weltsicht entsteht. Der ganze Irrtum seiner Argumentation und
Denkweise offenbart sich nicht zuletzt dadurch, dass ja die meisten Anwender
der Homöopathie bei ernsten chronischen Erkrankungen die „Segnungen“ der
schulmedizinischen Therapien bereits jahrelang erfolglos erduldet haben.
Der Vorwurf also, der Homöopath würde durch seine Persönlichkeit und
Vergabepraxis einen Placebo-Effekt erzeugen, ist eigentlich ein Lob, denn er
spricht die Ganzheitlichkeit an, die der Schulmedizin meistens fehlt.
Zur vielbeschworenen Vereinigung von Schulmedizin und Naturheilkunde zum Wohle
des Menschen muss folgendes gesagt werden. Natürlich kann man zwei
Behandlungsmethoden sinnvoll kombinieren. Aber zwischen zwei Weltbildern muss
man sich entscheiden. Natürlich kann im Einzelfall genauso der Homöopath einer
abspaltenden Weltsicht unterliegen, während sich der Schulmediziner längst
einer holistischen Weltsicht geöffnet hat. Deshalb ist es so wichtig, den Kern
des Disputs zu begreifen. Es geht gar nicht um die Vereinbarkeit oder
Unvereinbarkeit zweier Behandlungsmethoden. Es geht aber um die Erarbeitung
einer konstruktiven Denkweise zum Wohle des Menschen, die immer nur
ganzheitlich sein kann. Oft genug befinden sich die Verfechter der sog. „modernen
Wissenschaft“ in der alten abspaltenden Weltsicht. Das was Naturheilkundler
bekämpfen ist weder die moderne Wissenschaft noch bestimmte
Behandlungsmethoden, sondern die alte abspaltende Weltsicht. Ein Heilkundiger
der holistischen Weltsicht kann für seine Therapien in einem neuen Kontext ganz
sicher viele Elemente der sog. „schulmedizinischen Wissenschaft“ sinnvoll mit
einbeziehen, ohne seine naturheilkundlichen Erkenntnisse zu verraten.
Die Konsequenzen einer ganzheitlichen Weltsicht kann man auch anwenden
auf den übergreifenden Bereich der Gesellschaft und Politik. Unser säkulares
Staatsverständnis ist dem Umstand geschuldet, dass wir in einer Zeit des
weltanschaulichen Babylon leben: Es gibt in unserer Gesellschaft kein
verbindendes Kultur- und Religionsverständnis. Es ist eine Zeit der
individuellen Lebensentwürfe, und gerade das zu ermöglichen, ist unser Stolz.
Deshalb haben wir eine Trennung von Staat und Kirche. Die politischen
Weltanschauungen konkurrieren lediglich auf der Ebene: Wie verschaffen wir dem
Menschen den meisten Wohlstand? Immerhin setzt sich das Bewusstsein durch, dass
auch unsere Umwelt und unsere Mitgeschöpfe mit einbezogen werden sollten. Aber
das Spirituelle? Das ist von unserem politischen Denken abgespalten, außer in wenigen
Splitterparteien, die das Problem erkannt haben.
Wir schätzen die weltanschauliche Liberalität unserer Gesellschaft, und in
weiten Teilen der Gesellschaft sieht man diese Staatsform als das Optimale. Wir
erkaufen unsere weltanschauliche Liberalität durch den Umstand, dass wir das
Spirituelle aus der politischen Diskussion abspalten. Das zeigt deutlich auf,
dass diese Gesellschaftsform nur ein Übergang sein kann, ein Provisorium, aus
der Not einer allgemeinen spirituellen Orientierungslosigkeit geboren. Dabei
gebärden sich die Sozialdemokraten und die Konservativen als eigene
Weltanschauungen, teilweise als Religionsersatz, mit einem anwachsenden Himmel
von Säulenheiligen, die zu Vorbildern werden. Das „C“ im Namen der
konservativen Parteien hat dabei schon lange nichts mehr mit Christus zu tun,
dem Inbegriff des Spirituellen. Dass es gleichgesetzt wird mit Tradition und
Familie und Bürgerlichkeit spiegelt deutlich unser verzerrtes Verhältnis zu den
Wurzeln der heimischen Religion. Gerade das waren nicht die Werte des
umstürzlerischen Rebellen aus Nazareth. Gerade das waren die Werte, die er
massiv infrage gestellt hat.
Die beiden großen Lager der Sozialdemokraten und der
Christdemokraten gebärden sich jeweils als die Verfechter des Guten, die gegen
das Böse kämpfen. Ihre Argumente werden dabei immer mehr austauschbar – eben
weil es sich ja gar nicht um echte Weltanschauungen handelt, sondern lediglich
um gesellschaftliche Organisationen mit geringfügigen Mentalitätsunterschieden.
Die Grünen beanspruchen für sich die Rolle derjenigen, die die Ganzheitlichkeit
wieder herstellen, weil sie das ökologische Gewissen in der Politik verkörpern.
Aber auch sie leben noch lange nicht in der Ganzheitlichkeit, auch sie haben
ihre eigene Tradition der Abspaltung begründet. Nicht nur, indem sie in weiten
Teilen nicht das Wohlergehen der Tiere mit einbeziehen, sondern auch indem sie
der gleichen Abspaltung von jeglicher spirituellen Verbindlichkeit erliegen,
die heutzutage als politisch korrekt gilt, weil sie eine liberale Auffassung
signalisiert.
Der Mensch ist aber Teil eines kosmischen Ganzen. Nur durch diese Einbettung in
die über ihm stehende All-Ordnung kann sich der Mensch einen nachhaltigen
Wohlstand erschaffen. Aus diesem Verständnis sollte es der Anspruch der Politik
sein, nicht nur den Wählern, also dem Durchschnittsbewusstsein, sondern auch
dem kosmischen Ganzen zu dienen. Ein Politiker, der in der Verbindung mit dem
kosmischen Ganzen steht, ist ein Visionär, während der Politiker, der diese Verbindung
gar nicht sucht, lediglich ein Funktionär ist, wie marktschreierisch er seine
„Botschaften“ auch zu verkaufen vermag.
Was unsere Politik braucht, sind „Gottespropheten“. Da diese in der heutigen
Politik ein „No-Go“ sind, der dringende Bedarf aber da ist, entsteht ein
Vakuum. Da wir uns diesem Bereich nicht stellen und ihn beharrlich abspalten,
wir also kein gesundes Unterscheidungsvermögen entwickeln können, ist unsere
Gesellschaft höchst anfällig dafür, dass ein falscher Gottesprophet auftritt, uns
einen paradiesischen Gottesstaat verspricht und uns eine falsche Religion
aufdiktiert, um uns in Wahrheit zu versklaven. Unsere Abspaltung kolossalen
Ausmaßes führt zu ungenutzten Potentialen, von denen wir uns keine Vorstellung
machen und die natürlich gefährdet sind, missbraucht zu werden, sobald es einem
gelingt, sie zu erwecken.
Das Wort „Gott“ ist von der heutigen Politik abgespalten, denn Gott zu dienen,
ist nicht ihr Anspruch. Im Gegenteil ist ein „Gottesstaat“ ein Feindbild der
modernen Parteien, weil die islamischen Negativ-Vorbilder für Intoleranz und
Unterdrückung stehen. Hierbei wird vollkommen verleugnet, dass ein
„Gottesstaat“, nämlich ein Friedensreich, in dem Christus der Regent ist, das
Idealbild in der die eigene Kultur begründenden religiösen Überlieferung ist. Die
Frage ist eben, ob wir in der Politik die Gesellschaft an eine eigene uns
Wurzeln gebende Kultur anknüpfen wollen, oder ob wir in der Politik der
weiteren Kulturzersetzung Vorschub leisten, indem wir lediglich das Bestreben
haben, des Menschen irdische Bedürfnisse zu verwalten.
Religiöse Unverbindlichkeit bedeutet, den Menschen von einem
über ihm stehenden kosmischen Ganzen abzukoppeln. Die Grundlage für wahre
Kultur kann aber nur ein religiöses Bestreben sein, weil Kultur die Arbeit an
der Veredlung des Menschen bedeutet, die nur zum Ziel haben kann, ihn dem
Göttlichen näherzuführen.
Aus einer ganzheitlichen Sicht heraus ist es also das Ziel eines kultivierten abendländisch-christlichen
Staatswesens, dass sich ein Gottesstaat ohne Intoleranz und Unterdrückung
etabliert. Dies kann nur möglich sein, indem sich die Menschen aus freiem
Willen einem lebendigen Christus zuwenden, der mit dem schweigenden Gott der
Kirchen, der in der Krippe liegt oder tot am Kreuz hängt, nichts zu tun haben
kann. Wie sollte der regieren? Oberstes Staatsziel in einer holistischen
Gesellschaft ist es also, die Menschen ohne jeglichen Zwang oder Druck zum
lebendigen inneren Christus zu führen und für den inneren Christus zu
begeistern.
Denn das Wassermann-Zeitalter, das Zeitalter des Christus, kommt eben nicht
„über die Menschen“, sondern „aus den Menschen heraus“ – „durch die Menschen“.
Durch jeden Einzelnen, dann, wenn er bereit ist.
Zum Abschluss die seherischen Worte von Ebba Waerland (aus „Die
geistigen Wirklichkeiten“ in dem Sammelband „Heilung und Lebenskraft aus dem
Geist“, Humata Verlag, 1977, Sn.48-49):
Man stelle sich vor,
daß ein Staatsmann geboren würde – ein Wegweiser der Völker und der Menschheit,
der es sich zum Ziel setzte, Gottes Reich hier auf Erden zu verwirklichen!
Würden ihn die meisten nicht auslachen? Würden die Menschen unserer Zeit ihn
nicht für einen Toren halten, der sich lächerlich machte? Wie kindisch, sich
unsere Erde als ein Reich Gottes vorzustellen!
Ist es aber im Grunde
wirklich so lächerlich? – Solange die Scheinwelt des Materialismus die
seelische Seite des Lebens auf Erden überschattete und erstickte, konnte man so
etwas behaupten. Aber seitdem wir das Trügerische des Materialismus
durchschauten und uns aus seinen Fesseln befreiten, ist ja alles anders
geworden. Das Leben und unsere Zeit haben eine Erneuerung erfahren. Nichts
hindert uns mehr daran, Jesu Worte zu glauben und zu verwirklichen, und aus der
Natur und dem Universum strömen uns neue Kräfte, eine neue Gedankenwelt
entgegen. Haben wir nicht erlebt, daß Kranke durch eine neue, natürliche und
einfache Lebensführung gesund wurden – haben wir nicht erfahren, daß wir in
einer Welt seelischer Kräfte leben, die nur noch ruhen, weil wir sie nicht
anzuwenden verstehen? Ahnen wir nicht, daß eine geistig und körperlich
wiedergeborene Menschheit eines Tages so weit kommen wird, daß sie den Körper
zum gehorsamen, hellhörigen Werkzeug der Seele verwandeln wird – zu einem
wahren Tempel des Geistes?
Nur eine kleine Anzahl
von Menschen hat eine wunderbare Zukunft geschaut – die Umrisse einer besseren
Welt aus dem Nebel der Zukunft aufsteigen sehen – von einer neuen Menschheit
mit gesunden, harmonischen Körpern geträumt, frei von Krankheit und Lastern –
von einem Geschlecht, das die Verbindung mit den ewigen Kräften des Lebens
wieder aufgenommen hat und aus den unerschöpflichen Kraftquellen der Natur
trinkt, – einer Menschheit, die ihren Körper heilig hält als den Wohnsitz der
Seele, die ihn achtet als ihr Werkzeug und die einfachen, weisen Gesetze des
Lebens und der Natur so erfüllt, daß Körper und Seele die vom Schöpfer gewollte
Einheit bilden. Könnte ein solches Geschlecht uns nicht einen großen Schritt
näher zur Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden näher bringen?
Laßt uns diejenigen,
die dieser Zukunft ahnend vorgreifen, nicht Toren und Phantasten nennen! Werden
sie in ihrem Streben nicht von der neuen Gedankenwelt getragen, zu der die
wissenschaftliche Forschung unserer Zeit selbst die Tore öffnet? Hat diese
strahlende Lebensanschauung uns nicht gelehrt, daß wir unser Ziel, unsere
Ideale nie hoch genug setzen zu können, weil die Wirklichkeit viel wunderbarer
ist und bleibt, als wir es erahnen können? Wir können uns nur eine schwache
Vorstellung von den Wundern machen, die uns auf dem Wege aus der Hölle des
Materialismus zur vergeistigten, leuchtenden Wirklichkeit des Lebens erwarten.